Hard Wreckin´Psychobilly Freaks from Münster
Robert Johnson vermachte dem Teufel bekanntlich an einer Straßenkreuzung seine Seele, um zu dem Gitarristen zu werden, der er war. Entgegen der landläufigen Überzeugung befindet sich diese Kreuzung keineswegs in Mississippi, sondern im Münsterland, wo vier bis dahin unbescholtene junge Männer eines Nachts im Jahr 2009 auf dem Heimweg an just dieser Stelle dem Gehörnten begegneten. Da die vier im Gegensatz zu Jack Black nicht dazu in der Lage waren, das beste Lied der Welt zu spielen, hatten sie im Nu ihre Seele verloren. Als Zeichen ihrer ewigen Bindung an den Fürsten der Finsternis wechselte ihr Haar die Farbe und nahm ungewohnte Formen an, bunte Bilder erschienen auf ihrer Haut und sie waren fortan gezwungen, ihrer Gefolgschaft jede Nacht Ausdruck zu verleihen, indem sie dem Stellvertreter ihres Herrn, dem „Demon in a Bottle“, Tribut zollten. Im Gegenzug erhielten sie die Fähigkeit, heftig zu rocken, um Heerscharen unschuldiger Seelen für die finsteren Zwecke ihres Meisters zu fangen. Diese Fähigkeit haben die vier, die nun als the Wreck Kings bekannt waren, in den folgenden Jahren perfektioniert. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in England, Russland, Brasilien, den Niederlanden, Belgien, Finnland, Tschechien und Österreich haben sie Opfer gefunden, besonders auf den großen Messen zu Ehren ihres Gebieters, den sogenannten „Festivals“ mit Namen wie Psycho Carnival, Bedlam Breakout, Psychout Circus, Psycho Bash, Psychobilly Earthquake, Summertime Is Back In Elm, Psychomania Rumble oder Satanic Stomp. Schon zweimal ist es dem Schlagzeuger gelungen, sich aus den Klauen des Teufels zu befreien, allerdings wurde stets sofort Ersatz gefunden. Es besteht kaum Hoffnung, dass dem momentanen Mann auf dem Hocker ebenfalls die Flucht gelingen könnte. Allerdings wurde einer der Sechssaiter auf Geheiß aus der Unterwelt nach Barcelona verbannt, um gutgläubigen Spaniern den Gospel of Rock ‘n‘ Roll zu predigen. Die Wreck Kings, nun nur noch ein Trio, haben seitdem ihren Einsatz und ihren Alkoholkonsum verdoppelt, um den Verlust wettzumachen. Da die Wreck Kings jeden Abend nur auf einer Bühne stehen können, haben sie ihre Botschaften auch auf Tonträger gebannt, um noch mehr Opfer erreichen zu können. Nachdem ihr erstes Machwerk mit dem Titel „Under Pressure“ (Crazy Love Records 2010) bereits zahlreiche Menschen ins Verderben geführt hat, verfolgten sie für ihr Zweitwerk einen perfiden Plan: Um die größtmögliche Schar an Jüngern gewinnen zu können, sind die Texte nun in zwei Sprachen verfasst. Es ist kein Zufall, dass die Wreck Kings mit Englisch und Spanisch die beiden am meisten gesprochenen Sprachen der Welt ausgesucht haben. Sowohl auf ihrem Album „Wrecking Machine“ (Crazy Love Records 2015), der EP „High Life“ (Undead Limited Records 2017) als auch auf der ganz neuen LP „Doing It!“ (Crazy Love Records 2022) verfolgen sie diese zweisprachige Strategie. Es ist also zu befürchten, dass in naher Zukunft noch sehr viel mehr Seelen diesem arglistigen Dämon verfallen, der sich hinter einem so unscheinbaren Namen verbirgt: Rock ‘n‘ Roll.